Wimpern

Beim Wegblasen einer ausgefallenen Wimper darf man sich etwas wünschen…

Säugetiere – und daher auch der Mensch – haben an den Lidkanten leicht gebogene Härchen: die Wimpern (Zilien). Oben am Augenlid hat der Mensch ca. 150-250 Wimpern, 8-12mm lang, unten 50-150, 6-8mm lang, mit einer Lebensdauer von 100 bis 150 Tagen. Die Wimpern schützen die Augen durch das Abfangen von Staubpartikeln und anderen kleinen Fremdkörpern. Mit ihren sensiblen Nerven sind die Wimpern am Lidschlussreflex beteiligt, der uns die Augen unwillkürlich schließen lässt, sobald sich etwas potentiell Schädigendes dem Auge nähert. In den Wimpernreihen befinden sich verschiedene Talg- und modifizierte Schweißdrüsen (Zeis-, Meibom-, Moll-Drüsen), deren Ausscheidungen Bestandteile des Schutzfilms des Auges sind. Ein Wimpernschlag dauert übrigens 0,1 Sekunden.

Schon in früheren geschichtlichen Epochen wie im Alten Ägypten standen die Augen und Wimpern im Mittelpunkt des dekorativ-kosmetischen Interesses. Wer kennt nicht Cleopatras dramatisches Augenmake-up? Heute ist Wimperntusche oder Mascara (von altitalienisch „Maske“) eines der beliebtesten Schminkutensilien. Im 19. Jahrhundert brachte der französischstämmige Brite Eugène Rimmel die erste Mascara auf den Markt. Diese war ein fester Block und die Farbe wurde mit einer feuchten Bürste aufgetragen. Flüssige Mascara in der Tube gibt es seit den 1920er Jahren. 1935 entwickelte die Wiener Sängerin Helene Winterstein-Kambersky die erste wasserfeste Wimperntusche, ein bühnentaugliches, schweiß- und hitzefestes Produkt in Cremeform, das mit einem gerollten Papierstächen aufgetragen wurde. Diese innovative Rezeptur ist heute noch Grundlage etlicher wasserfester Produkte. 1957 erfand Helena Rubinstein die Wimperntusche, wie wir sie heute kennen: zähflüssige Farbe in einem Fläschchen mit im Deckel integrierter Bürste. Grundlage jeder Wimperntusche sind Farbpigmente meist aus schwarzem Kohlenstoff und Eisenoxiden mit Ölen oder Wachsen als Träger. Für noch effektvollere Augenaufschläge gibt es seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch falsche Wimpern zum Aufkleben aus Naturhaar, Naturfedern oder synthetischen Fasern.

Wimpernseren sollen die Wimpern dichter und länger wachsen lassen. Neben pflegenden Inhaltsstoffen enthalten einige dieser Produkte Prostaglandine. Dieses Hormon wird in der Augenheilkunde zur Behandlung von erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom) verwendet. Von der Anwendung eines Arzneistoffs für rein kosmetische Zwecke und dem damit verbundenen medizinischen Risiko kann wohl nur abgeraten werden. Die bei uns in der Apotheke erhältlichen Wimpernpflegeprodukte sind jedenfalls frei von solchen Bestandteilen.

Achten Sie beim Augenmake-up besonders auf Hygiene: Produkte nicht zu lange nach dem Öffnen verwenden, Pinsel häufig waschen, am Abend gut abschminken. Dann können Sie – gerade jetzt im Fasching – unbeschwert und wunderschön mit den Wimpern klimpern.

Mag. Susanne Sinz